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Müllrose (han). Für Technikfans aller Altersklassen ist es längst ein Geheimtipp geworden: Das Alt-Techniktreffen auf dem Firmengelände am Kirchsteig 5 in Müllrose. Und so töffelte, tuckerte, brummte es am Samstag bis in die Mittagsstunden zum Gelände, denn dabei sein war in diesem Fall alles. Sehen und gesehen werden, Fachsimpeleien mit anderen Technikfans, Ergattern von Ersatzteilen, exklusive Stylings und natürlich Antworten auf die Fragen der zahlreichen neugierigen Gäste prägten das Bild dieses Tages. Vom Standmotor von 1894 bis hin zum Wartburg 1.3 war so ziemlich alles zu sehen, was es an technischen Entwicklungen in den letzten 150 Jahren gab. Das Beste daran war, dass fast alles funktionierte, manche Motoren nach einem halben Jahrhundert „Scheunenschlaf“ erstmals wieder angeworfen wurden und ansprangen. Wunder der Technik eben, so wie die zahlreichen Schlepper, Traktoren, Holzspalter und vielen anderen Fahrzeugen und Gerätschaften, die nicht nur die Mitglieder des Vereines „Alt-Technik Schlaubetal“ faszinierten, sondern auch ganze Familien anzogen und die den Geruch von Öl, Benzin, Diesel – von Technik zum Anfassen in sich aufsogen. Beim Blick in die Runde freut sich Vereinsmitglied und Mitorganisator Torsten Krüger über so viel Begeisterung und den Besuch von jung und reifer: „Wir wollen Technik für diese Technik von der Waschmaschine bis zum Lanz Bulldog und alles, was dazwischen liegt für die nachfolgenden Generationen erhalten und unternehmen damit den Versuch, diese Schätze technischer Entwicklungen zu retten. Wir freuen uns heute auf eine gute Resonanz durch die Besucher, denn unser zweijährliches Treffen musste bedingt durch Corona ausfallen, so dass das letzte sieben Jahre her ist.“ Während Moderator Hartmut Sommer aus Seelow auf neu ankommende Technik hinweist, versuchen andere ihre „Motörchen“ zu starten oder sind schon beim Fachsimpeln über Transmissionen, Zusatzgeräte, erste „Waschvollautomaten“. Erik Manmke aus Berlin müht sich redlich seinen Triumph Einzylinder Diesel zum Leben zu erwecken. Ein müdes „töff-töff“ sagt ihm aber, dass dieser noch nicht will. „Irgendwas stimmt nicht und das Kurbeln fällt ab einem bestimmten Alter auch nicht mehr so leicht. Aber ich verspreche Ihnen, dass das Ding laufen wird.“ Und tatsächlich, nach einigen weiteren Versuchen und Einstellungen läuft der Diesel. „Genau das ist das Faszinierende an dieser Technik. Sie ist einfach, robust und zuverlässig“, meint Sarah Schomburg aus Zechin, die mit Freund Louis Bobzien nach Müllrose kam und ihren von der Oma geerbten Trecker vorstellte. „Auf dem Holder B10 Baujahr 1956 bin ich selbst noch mit Opa gefahren. Heute ist er mein Schätzchen und er fährt immerhin 10 bis 18 kmh. Von Frankfurt (oder) bis Müllrose eine reichliche Stunde“, erzählt sie, während sie Schrauben kontrolliert und mit dem Lappen am Motor putzt. Apropos Lappen: Dieses Utensil scheint bei derartigen Treffen ein unbedingt notwendiges Zubehör zu sein, denn Ö und Staub sind zwei Komponenten, die die Technikfreaks zumindest an den Gehäusen nicht gern sehen. Der einladende Verein „Alttechnik Schlaubetal 2007“ zählt heute 22 meist ältere Mitglieder, die von der Nähmaschine bis hin zum Fahrrad und der schon erwähnten Technik alles sammeln und aufarbeiten, um es als Kulturgut zu bewahren. Selbst sind sie auf Technikschauen unter anderem in Leipzig, Friedrichsaue und Holland gewesen und sind auch in diesem Jahr wieder in Friedrichsaue am 9. August dabei. Abgerundet wurde das Display mit Traktoren aller Art, vom Eisenradschlepper bis zu moderneren Geräten aus den 1970er Jahren. „Das war noch Technik, wie wir sie liebten“, waren sich viele aus der Landwirtschaft kommenden Schlepperfreunde einig. „Heute wird das GPS gesteuert, der Fahrer muss eigentlich auf dem Feld nur noch wenden. Das zeigt aber auch den gewaltigen Sprung in der Entwicklung“, so ihr Fazit. Aus der jüngeren Vergangenheit war DDR-Technik aller Coleur von Simson Suhl bis AWE Eisenach und AWZ Zwickau zu sehen. Auch die Ludwigsfelder waren mit W50 vertreten. Schmuckstück war sicher ein Wartburg 312 1000 Coupe aus dem Jahre 1966, aber auch der Trabi Kübel und andere Fahrzeuge aus dieser Zeit riefen reges Interesse der Besucher hervor. „Es lief wieder alles nach Plan. Bei angenehmen Temperaturen feierten wir ein familiäres Fest mit Unterhaltung für die ganze Familie“, stellte Torsten Krüger am späten Nachmittag sichtlich zufrieden fest und war in Gedanken schon beim nächsten Alt-Techniktreffen in Müllrose im Mai 2027.
Fotos: han |